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Mein erstes Mal als Traurednerin

war völlig anders als erwartet

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9. Dezember 2018

Die erste Trauung ist für eine Traurednerin natürlich immer etwas ganz Besonderes. Prägend und aufregend, nervenaufreibend und gleichzeitig unheimlich motivierend. Man fühlt sich danach, als hätte man den Mount Everest bestiegen und könnte die ganze Welt umarmen! In meinem Fall war es eine "Feuertaufe", denn die Geschichte meines allerersten Brautpaares hat mich als damals frisch gebackene Mutter zutiefst berührt. Aber fangen wir mal von vorne an...

Als ich 2010 meine erste Anfrage für eine Trauung bekam, war ich super glücklich und stolz, aber auch verunsichert und voller Selbstzweifel. Bin ich wirklich schon soweit, dass ich diese große Verantwortung übernehmen und einem Brautpaar den gewünschten Start in dessen "wichtigsten Tag" bereiten kann? Habe ich mich genügend vorbereitet? Wie werde ich bei den Gästen ankommen?

Diese Fragen gingen mir also durch den Kopf als ich meinem Paar zum ersten Mal gegenüber saß.

Trotz all den Zweifeln war ich mir aber sicher, dass das alles richtig war und dass ich an mich glauben konnte.

Naiv wie ich damals war, dachte ich, dass alle Brautpaare mir total happy und gut gelaunt ihre Geschichte erzählen würden, aus deren Inhalten ich dann die Rede schreiben durfte.

Und dann kam etwas völlig Unerwartetes.

Das Paar erzählt mir schon nach kurzer Zeit, dass es im vergangenen Jahr sein lang ersehntes Kind noch im Mutterleib verloren hatte.

Ich war sprachlos, denn damit hatte ich absolut nicht gerechnet. Ich wusste auch nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich, die ein paar Monate zuvor selbst ihr erstes Kind gesund zur Welt gebracht hatte und voller Mutterglück und Hormone war...

 

Ich weiß heute ehrlich gesagt nicht mehr, was ich damals zu meinem Paar gesagt habe.

Ich weiß nur noch, dass mir die Tränen herunterliefen als mir die beiden die Todesanzeige ihres Kindes zeigten und mir den Song vorspielten, der zu dessen Beerdigung gelaufen war.

Ich habe meine erste Trauung unter größter Anspannung und mit einem dicken Kloß im Hals gehalten. Wir haben damals gemeinsam beschlossen, dem verstorbenen Kind einen "leisen Moment" während der Trauung zu geben, bei dem das Lied noch einmal gespielt wurde und wir uns alle daran erinnern konnten, dass es dieses Kind leider nicht auf die Welt geschafft hatte.

Natürlich würde ich heute andere Worte finden und wäre im Vorfeld besser auf so eine Situation vorbereitet...aber meine Stimme würde genauso brüchig klingen und auch meine Tränen würden wieder fließen...und das ist gut so.

Eine Freie Trauung soll locker und fröhlich, lustig und romantisch sein, aber sie darf auch ernsthaft und tiefgründig werden und allem Platz geben, was dem Brautpaar wichtig ist. Denn nur dann wird sie authentisch und so echt wie die Paare und deren Geschichten.

Bildquelle: Pixabay/rawpixel

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